Badezüge damals:
Geschichte und Geschichten von der Ammerseebahn

„Ich bade, dichte und lobe Gott den Herrn“
Thomas Mann (1875 - 1955)

Mit der "Ammersee Dampfbahn" leben die berühmten "Badezüge" wieder auf, mit denen die Augsburger einstmals in die Sommerfrische an den Ammersee reisten. Nicht selten brachte ein einziger Badezug über 1000 Fahrgäste aus der Fuggerstadt zu den Strandbädern von Schondorf, Utting, Riederau und Dießen.

Die „Ammerseebahn“ wurde 1898 eröffnet. Von Augsburg aus dampften die Züge zunächst auf der Hauptstrecke in Richtung München. In Mering zweigt die Ammerseebahn dann ab und führt als eingleisige „Hauptbahn“ durch das idyllische obere Paartal mit seinen Wiesen und Wäldern nach Geltendorf und weiter am Westufer des Ammersees entlang nach Weilheim in Oberbayern. Die Strecke erschloss vor allem für die Bürger der alten Industrie- und Handelsmetropole Augsburg den Ammersee als Ferien- und Erholungsgebiet.

Auch zahlreiche Künstler schätzten die ländliche Idylle am Ammersee und lebten und arbeiteten dort – darunter beispielsweise der Maler Eduard Thöny (1866 – 1950) oder der Schriftsteller Bertold Brecht (1898 – 1956). Der Literat Thomas Mann (1875 - 1955) schrieb aus Utting: „Ich bade, dichte und lobe Gott den Herrn“.

Doch der Bau der Ammerseebahn war Ende des 19. Jahrhunderts nicht unumstritten: Die stolze Stadt Landsberg am Lech wollte selbst in den Genuss einer Eisenbahn in Richtung Weilheim kommen und sah sich übergangen. Zornig wetterte der damalige Landsberger Bürgermeister:

„Wir brauchen keine Bahn, und wenn die Augsburger eine Vergnügungsbahn an den Ammersee wollen, dann sollen sie selbst eine bauen!“

Nur wenige Meter westlich der Strecke liegt auf einer Anhöhe das Schloss Kaltenberg, das vor allem für seine Schlossbrauerei und seine Ritterspiele bekannt wurde. Ebenfalls westlich der Bahn – zwischen Geltendorf und Schondorf gelegen – fällt der Blick auf das Kloster St. Ottilien, dessen neugotischer Kirchturm mit einer Höhe von rund 75 Metern weithin die Landschaft beherrscht.